Grete Schickedanz

Grete Schickedanz (1911–I991), die »First Lady der deutschen Wirtschaft«, dirigierte ein verzweigtes Familienunternehmen mit über 40 000 Mitarbeitern. Den Prototyp einer Karrierefrau verkörperte sie dabei nie. Sie war emanzipiert, ohne darüber zu reden, und bei aller geschäftlichen Härte immer warmherzig und verständnisvoll. Grete Schickedanz fand nie Zeit, ihren märchenhaften Aufstieg vom Lehrmädchen in der Fürther Kurzwarenhandlung des Gustav Schickedanz an die Spitze von Europas seinerzeit größtem Versandhaus selbst zu schildern. Christian Böhmer, der sich als Wirtschaftsredakteur intensiv mit dem Fürther Konzern befaßte, hat Vertraute und frühere Mitarbeiter befragt, die erstmals über die »gnädige Frau«, wie sie oft im Unternehmen genannt wurde, Auskunft geben. So entsteht das Porträt einer Frau, die ihre Rolle als Chefin mit Fleiß, Energie und Charme meisterte. Grete Schickedanz hatte zwar die bittere Armut ihrer Kindheit hinter sich gelassen, doch bis zuletzt war ihr Weg von Rückschlägen und Familiensorgen geprägt. Diese Biographie wirft auch einen Blick hinter die Kulissen des Familienkonzerns, wo es derzeit nicht so adrett und harmonisch zugeht, wie es die bunten Seiten des Quelle-Kataloges vielleicht glauben lassen.

Christian Böhmer, geboren 1959 in Köln. Nach einer Banklehre Studium der Geschichte. Kunstgeschichte und des Journalismus in Hamburg. Seit 1990 ist er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Deutsche Presse-Agentur (dpa), zunächst in Berlin, ab 1993 Wirtschaflsredakteur in Nürnberg, seil 1995 in Stuttgart.